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Viadukt Robschütz

Von der Unterführung der B101 kommend senkte sich die Strecke nun mit einem Gefälle bis 1:35 in das sog. "Sauloch" hinab. Dieser Teil ist heute als Radweg ausgebaut - man spürt das Gefälle (oder die Steigung) deutlich in der Pedale.

Am Ortsrand von Robschütz überquerte die Bahn zunächst auf einer dreiteiligen Brücke einen Wirtschaftsweg, bevor sie sich in einer Linkskurve auf halber Höhe über dem Ort dem Robschützer Viadukt zuwendete.

In Hanglage erreichte die Bahnstrecke nun das Robschützer Viadukt.

Von der Dimension dieser Talbrücke vermittelt die alte Postkarte vom Verlag Reinhard Rothe Meißen aus dem Jahre 1909 einen ersten Eindruck.
(Slg. Udo Jankowski, Zehren)

Welcher kühne Modellbahner würde sich wohl trauen, ein solches Brückenbauwerk anzulegen:

  • Das Robschützer Viadukt war die größte Schmalspurbrücke Sachsens mit einer Länge 208,97m.

  • 11 Vollwandträger ruhten auf 10 Betonstützen.

  • Die Brücke überspannte das Triebischtal, die Straße Meißen-Nossen und die Regelspurlinie Borsdorf - Nossen - Coswig.

  • Der gesamte Brückenverlauf lag in einer Steigung und zusätzlich in einem Bogen.

  • Auf der rechten Seite trug die Brückenkrone eine Holzwand. Diese sollte die leichten Schmalspurfahrzeuge vor zu großem Seitenwind schützen, um ein Abstürzen zu verhindern.

Die Schmückung des berwärts fahrenden Zuges deutet darauf hin, dass hier bereits der Abschiedszug im Jahr 1966 unterwegs ist.

(Hist. Fotos: Slgn. Peter Wunderwald, Nossen; Udo Jankowski, Zehren)

Die Anfahrt zum Robschützer Viadukt kurz nach der Einstellung des Betriebs.
Blick in Richtung Löthain
(Hist. Foto: Slg. Peter Wunderwald, Nossen)

So manches Zugpersonal kam ins Schwitzen, wenn auf dem Gefälle zwischen Löthain und Garsebach die Bremsleine der Heberlein-Bremse riss oder vereist war und der Zug immer schneller wurde.

Der erste Absturz ereignete sich am 7.Januar 1949 gegen 11.30 Uhr, als 99 689 mit ihren 4 Güter- und einem Packwagen auf der Brücke entgleiste. Das Zugpersonal (Lokführer, Heizer und 2 Zugbegleiter) fanden dabei den Tod. Lediglich ein Schwarzfahrer hatte Glück. Er blieb in einem Pflaumenbaum hängen und überlebte.

Als am 25.Dezember 1962 wieder ein Zug aufgrund zu hoher Geschwindigkeit abstürzte, war erneut ein Todesopfer zu beklagen. Der Heizer erlitt tödliche Verbrühungen.

Nun sah sich die Reichsbahn zum Handeln gezwungen. Bremsvorschriften wurden verschärft, nur noch Loks der Baureihe VI-K durften die Brücke mit höchstens 10 km/h befahren.

Letzten Endes war wohl dieser heikle Abschnitt der Grund dafür, dass der Reiseverkehr schon 1966 eingestellt wurde.

Nach Einstellung des Reiseverkehrs fanden nur noch vereinzelt Übergaben statt.

1973 wurde damit begonnen, dieses Zeitzeugnis kühner Eisenbahnbaukunst abzubauen. Die Träger wurden schrittweise entfernt. Dabei blieben die Holzbohlen noch eine Weile auf der Brücke liegen und sorgten so für eine große Gefahr und Unmut bei den Anwohnern.

Bis zum Jahr 2015 zeugten die 10 im Triebischtal stehenden Brückenpfeiler vom einstigen Bauwerk.

Die Bilder zeigen Ansichten vom Widerlager auf Löthainer Seite hinüber zur anderen Talseite.

Hier der Zustand des Bauwerkes im Jahr 2006.
Links oben verläuft die Bahnlinie Borsdorf-Coswig.

Das Robschützer Viadukt im Jahr 2006

Der Rückbau von Pfeilern im Jahr 2015

Bei genauerem Betrachten wird sichtbar, dass die ersten drei Pfeiler von Löthainer Seite aus sowohl die Straße als auch den Fluß stark eingrenzen.

Da die Triebisch ein großes Hochwasserpotenzial hat, wurde im Frühjahr 2015 damit begonnen, diese Pfeiler abzutragen. Der Hochwasserschutz geht hier eindeutig vor Denkmalschutz - sicherlich im Interesse der Bewohner des Triebischtals in Garsebach.

Noch stehen die beiden Pfeiler, aber das Fundament wurde schon zugänglich gemacht. Bald rückt hier der Bagger an.

Wenig später ist der zweite Pfeiler rechts neben der Straße schon verschwunden.

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