Sie sind hier: Willkommen » Schmalspur » Mügeln-Neichen » Wermsdorf

Zugkreuzung in Wermsdorf

Nur wenige Personen erwarten auf dem Wermsdorfer Bahnhof den Neichener Vormittagszug. Etwas Ungeduld kommt dabei auf, wenn die Ankunftszeit naht. Doch da, hinter dem Horstsee am Lindigt tauchen kleine, vom Wind getragene weiße Wölkchen auf, und bald ist auch das leise Klack-Klack der Wagenräder auf den Schienenstößen zu vernehmen. Ein langer Pfiff verrät: Jetzt ist er am Straßenübergang, und gleich wird die Wagenschlange quietschend beim Lokhaus um die Ecke biegen. Mit dem Führerhaus voran -also rückwärts- schnauft die kleine Lok heran.

"Wermsdorf" ruft der Schaffner nach alter Manier. Schon krachen die Perronbügel, springen zwei junge Bengel von den Trittbrettern. Aber auch von der Mügelner Seite kommt Betrieb auf. Als würde ein Unwetter aufziehen, so finster qualmend und puffend kommt der hier mit dem Personenzug kreuzende Güterzug die Reckwitzer Steige heraufgekeucht. Hektik macht sich breit. Alles, was auf dem Bahnhof Beine hat, kommt in Bewegung.

Am Gepäckwagen werden Kannen und Körbe verladen und beim Güterschuppen trennt schon der Rangierer die abzugehenden Kohle- und Düngerwagen. Drüben auf der Ladestraße schauen neugierig die mit Gabeln und Schaufeln 'bewaffneten' Empfänger herüber. Drinnen im Schalterraum wird noch schnell 'ne Fahrkarte' verlangt. Mit einem 'Rums-Rums' bringt die alte Stempelpresse das Datum auf die Pappe, dann schiebt sich der Eisenbahner eine rote Mütze auf den Kopf und tritt hinaus ins Betriebsgeschehen, denn er ist schließlich der Aufseher und leitet das Ganze.
"Na Rotkopp, wo bleibste denn?", ruft ihm der Zugführer zur Uhr blickend entgegen. "Fertig" schreit der Schaffner von hinten, dann wird vom 'Rotkopp' die grüne Kelle gehoben - ein greller Pfiff und der Mügelner rumpelt bedächtig aus dem Bahnhof hinaus.

Inzwischen werden vom Güterzug emsig die Wagen verteilt und von der langen Rampe wieder aufgenommen. "Braucht ihr Wasser ?" - "Nee, unsere Liese ist sparsam wie ein Kamel!", kommt es trocken vom Heizer zurück.
Wenig später ist auch die Neichener Fuhre hinterm Horstsee verschwunden. Es kehrt (zumindest äußerlich) wieder Ruhe ein. Nur auf der Ladestraße prasseln die ersten Kohlen auf die Fuhrwerkswagen, zerren bei jeder Gabelschüttung kopfnickend die Pferde schreckhaft an ihren Zügeln.