Fahrt durch den Verkehrstunnel - Herausforderung für den Lokführer

Ende der 80er/ Anfang der 90er konnte ich Fahrten durch die Verkehrstunnel einige Male erleben.
In meiner Ausbildung im Zugdienst auf E-Lok war das für mich natürlich sehr aufregend und erforderte höchste Konzentration, daher ist das lebendig in meiner Erinnerung haften geblieben.

Mit dem Schwungholen war das eine heikle Sache. Wenn auf der abschüssigen Rampe in den Tunnel die Geschwindigkeit anfängt zu klettern und der Zug immer mehr schiebt, bekommt man Angst, denn bei spätestens 43/44 km/h wird die Zwangsbremsung durch die Indusi eingeleitet, man kommt dann unweigerlich im Tunnel zum Halten und hat keinen Strom. Das ist so, als würde jemand die Notbremse ziehen. (Heute kann man das "überbrücken" und man kann einfach weiterfahren.)

Zudem gab es eine hässliche Markierung auf dem Fahrtenschreiberstreifen, Verspätungen, Ärger mit dem Rausziehen und man musste eine Eintragung ins "Kochbuch" der Lokleitung vornehmen wegen der Unregelmäßigkeiten. Das wurde dann auch vom Chef gelesen. Alles sehr unangenehm. Sollte man nicht zu oft machen.
Wer das täglich fährt, hat sicher die Erfahrung und kann den Schwung genau dosieren.

Die Kurvenradien im Tunnel waren sehr eng, auch die Tunnelwand sehr nah, also ein für moderne Verhältnisse enges Lichtraumprofil. Beim Durchfahren merkt man das auf der Maschine, es ist kein so gutes Gefühl. Ich fand das immer ganz schön grenzwertig, so schnell mit 40 da durch. An 60 wäre gar nicht zu denken. Im Hinterkopf hatte ich noch die Warnung der Kollegen vom Rangierdienst, dass in den 60er Jahren eine V15 da zu schnell runter gefahren ist, entgleiste und ausbrannte. Genaues dazu weiß ich allerdings nicht.
Also ich hatte immer ein großen Respekt vor dem Tunnel.

Jens Schubert