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Teil 1

Am 14. Dezember 1964 verkehrte auf der Schmalspurstrecke Mügeln – Döbeln ein letzter Personenzug. Vorbei das zischende Fauchen in den baumbepflanzten Erdeinschnitten, vorbei das Läuten und Pfeifen an den zahlreichen Wegübergängen, kein quietschendes Rattern mehr in den engen Schienenkurven. ... Manch Skat wurde unter Schülern auf den blanken Holzsitzen gedroschen, und Pullover – Else, ohne Strickzeug stieg die in keinen Zug

Wie war das damals mit der Schmalspurbahn zwischen Mügeln und Lommatzsch im Döbelner Land ? Woll'n wir mal wieder einen Zug fahren lassen ?

Bahnhof Mügeln – größter Schmalspurbahnhof Europas ? 38 Gleise, 74 Weichen, acht feste Dienstgebäude, ein vierständiges Lokhaus mit 22 fest beheimateten Lokomotiven. 1959 verließen den Bahnhof noch täglich 24 Züge. Das Gleis 6 war stets das der Personenzüge von und nach Döbeln.

Fahren wir mit !

Unser bereitgestellter Zug ist der P 1306, welcher im grauen Morgendunst um 4.59 Uhr seine Fahrt beginnt und nach einer Strecke von 19,8 km um 6.38 Uhr im Döbelner Hauptbahnhof enden soll. Die wenigen Fahrgäste verteilen sich in den aus fünf Wagen bestehenden Train. Vorn an der Lok schabende Schaufelgeräusche, eine weiße Wolke von Dampf und Ruß zieht vom Wind getragen seitlich davon. „Fertig“, ruft's vom Packwagen hinter der Lok, und der hagere Rotbemützte hebt als Zeichen zur Abfahrt die grüne Kelle. Mit offenen Hähnen zischt die mit dem Führerhaus voran fahrende Lokomotive und ihrer 65 Tonnen schweren Zuglast über zwölf Bahnhofsweichen und erst, als der Zugtrain den aufgeschütteten Wiesendamm befährt, verklingen im Bahnhof die Geräusche des ausfahrenden Zuges.

Auf einer 23 Meter langen Blechbrücke überquert der Zug den Grauschwitzbach und kurz danach in einem Pfeifton die Mügeln-Döbelner Chaussee. Für einige Kilometer bleibt sie der treue Begleiter des Schienenbandes, doch im Morgengrauen huscht höchstens ein vom Zug aufgescheuchtes Tier über die Straße. Als die Wagen über eine Weiche holpern, weiß der Ortskundige, daß dies der Ziegeleianschluß von ehemals Lösche und Albrecht ist. Kurz danach ein erster Zughalt – Lüttnitz ist erreicht. Die aus nur wenigen Bauerngehöften bestehende Ortschaft brachte der Eisenbahn kaum Fahrgäste, lediglich in der Rübensaison wurde das Ladegleis nahezu täglich genutzt.