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Teil 2

Das Grauschwitztal verlassend steigt nun die Trasse an. Selbst bei dem geringen Zuggewicht muß der Lokführer den Regler tüchtig nach hinten schieben, damit wenigstens 10 km/h erreicht werden können. In einem linken Außenbogen der Haltepunkt Schrebitz – Nord. Bis 1936 als Görlitz bezeichnet war hier einst eine gewinnträchtige Ladestelle vorhanden. Der einstige Guts- und Kalkwerkbesitzer Uhlemann schuf sich für seine Kalköfen ein Anschlußgleis, welches nach 1945 an Bedeutung verlor.

Am Hang das Dorf Schrebitz umfahrend wird am Kilometer 14,5 der Bahnhof erreicht. Vor der Einfahrweiche ein kurzer Halt, ein Achtungspfiff und vom Bahnhof her danach eine „Lang–kurz-lang“-Erwiderung. Auf Bahndeutsch „kommen“. Wir kreuzen mit dem aus Döbeln-Nord gekommenen Güterzug 11339. Seine nach Mügeln zu Tal bringende Fuhre hat er schon zusammenrangiert. Zwei aufgehockte Regelspurwagen, vier schmalspurige Güterwagen mit Trockenschnitzel und der kleine zweiachsige „Rucksack“, ein Packwagen aus dem Jahre 1894.

Schrebitz war ein Bahnhof mit zwei Hauptgleisen zum Überholen und Kreuzen von Zügen sowie zwei weit ausholenden Ladegleisen. Zeugen des einstigen Bahnbetriebes sind auch die alten Bäume. Sie standen bereits, als in einer Sturmnacht des Jahres 1885 sich von hier aus zwei leere Sandwagen in Bewegung setzten, das 2,6 km lange Gefälle bis Lüttnitz hinunterrasten, um dort auf den ersten (eben unseren) Frühzug von Mügeln aufprallten. Die Lokomotive wurde dabei derart beschädigt, daß eine Weiterfahrt nicht möglich war. Die erst wenige Monate bestehende Eisenbahnlinie hatte somit ihren ersten Betriebsunfall. Auch das im Schatten der Kastanienbäume gelegene Bahnhofsrestaurant war von der Jahrhundertwende an ein bekannter Anlaufpunkt.