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Teil 4

Von nun ab schwenkt die Strecke in mehr östliche Richtung, erklimmt am Kilometer 10,3 mit 238 Metern den höchsten Streckenpunkt und verläuft im Gefälle hinunter nach Tronitz. Erst in den 20er Jahren hat sich hier eine größere Ladestelle entwickelt und der aus mehreren Anbauten langgezogene Schuppen mit einem Anschlußgleis fasste größere Mengen verschiedener Ladegüter. Bis hierher fuhren von Mügeln aus des öfteren Bedarfsgüterzüge, um Getreide, Kartoffeln, Rüben und Leergut wieder mitzunehmen.

Von Tronitz nach Mockritz-Jeßnitz kann der Lokführer seinen Zug mal richtig „laufen“ lassen. Mit über 30 km/h jagen die „flinken Beine“ der altehrwürdigen IV-K das Gefälle hinab. Nicht selten ist das aber auch daneben gegangen, die Bremsen schafften den Halt am Mockritzer Bahnsteig nicht mehr. Zunächst mit Schrecken, dann aber mit einer gehörigen Portion Humor, rannten die Fahrgäste zum Einsteigen dem Zug hinterher.

Legendär war der Gastwirt und Bahnagent Gruhle. Einst hatte er einen eigenen Gleisanschluß bis hinein in seinen Haushof. Trotz knapper Fahrzeit – für eine kurze Ausspanne mit gekühlter Limonade blieb den Personalen beim freundlichen Gruhle-Wirt stets Zeit.

Von Mockritz-Jeßnitz durchfährt unser nun schon vor allem durch Schüler recht gut besetzter Zug echtes Weideland. In vielen Windungen, vorbei an typischen Bachpappeln reiben sich die Spurkränze der Räder an den zum Teil schon 60jährigen Schienen und das dabei entstehende Rumoren und Quietschen verrät den Döschützern schon von weitem: „Die Bimmel kommt.“ Döschütz war Zugkreuzungsstelle und in der Rübensaison eine große Verladestelle. Von hier aus wurden die Mügelner Rübenzüge aufgefüllt und verließen nicht selten mit 60 Achsen (also mindestens 14 Wagen) und 225 Tonnen Rübenlast in Richtung Döbelner Zuckerfabrik den Ort. Bis in die ersten 60er Jahre war das so.