Teil 6
Döbeln-Nord wurde bis 1933 als Station Großbauchlitz bezeichnet und war besonders durch seine verzwickten, gemischtspurigen Gleisanlagen bekannt. So gab es zwei-, drei- und vierspurige Streckenteile. Von hier aus wurde die Zuckerfabrik bedient, deren Zuführungsanteil von Seiten der Schmalspur aus den Richtungen Mügeln und Lommatzsch oft bis zu 50 Prozent betrug. Besonders nachts war das Zuführen von 60 Achsen langen Rübenzügen mit Kreuzung der Regelspur direkt auf der Muldenbrücke keine leichte Aufgabe und erforderte von allen Beteiligten höchste Umsicht.
Doch unsere Fahrgäste spüren davon nichts. Nach der Vorbeifahrt am dreiständigen Lokschuppen sind es noch 900 Meter bis zum Endpunkt und als die hohlen Geräusche beim Befahren der aus sechs Steinpfeilern bestehenden Brücke ins Ohr dringen, stehen sie schon in den Wagengängen.
Döbeln-Hauptbahnhof. Wir sind am Ziel unserer Morgenreise. Immerhin quirlen rund 100 Personen aus den „Klassen“, hasten eilig die Tunnelunterführung hinunter, um die Anschlusszüge oder aber den Bus zu erreichen. Unsere Lok hat gerade noch Platz, um den langen Zug zu umfahren und erstmal Pause zu machen. Dazu muss sie als Rangierfahrt wieder hinüber nach „Nord“, wo am Lokschuppen alle Restaurationsanlagen vorhanden sind.
Das geräumige Lokhaus diente nur zur Hälfte als solches und wurde zur anderen Hälfte als Wagenwerkstätte genutzt. Bis zum Jahre 1950 besaß das Bahnbetriebswerk Döbeln für seine Schmalspur aus dem Mügelner Maschinenpark eine eigene Lok. Welch ein Gespann: Arthur Näser am Regler und der Schwertfeger, Hans, schaufelte. ... Bis auf Ausnahmen während der Rübensaison hatte das Döbelner Lokhaus danach keine eigene Lokomotive mehr.
Inzwischen ist aber bei unserer Zuglok die Rauchkammer gesäubert, wurde nebenbei Wasser genommen und auch einige Körbe Kohle müssen noch in die Behälter. Nur wenig Zeit bleibt da für ein kleines Schwätzchen mit den Kollegen vom Schuppenhaus, denn 7.41 Uhr ist „drüben“ wieder Abfahrtszeit. ...